2. Es geht los…

2. Es geht los…

Wieder ist es Freitag, zwei Wochen später. Gegen Abend fange ich an zu frösteln, obwohl es im Haus doch gar nicht kalt ist. Seltsam, ob ich Fieber habe? Ich messe und stelle fest, ja die Temperatur ist erhöht und steigt in der nächsten Stunde auch weiter an.

Na toll ich werde krank. Gut, passiert. Schüttelfrost hatte ich doch im September erst. In ein paar Tagen wird das schon wieder besser sein. Das Corona-Virus wird es ja wohl kaum sein. Woher hätt ich es denn?

Im Laufe des Wochenendes kommt trockener Husten dazu und Sonntag Abend habe ich das Gefühl, dass es auf der Lunge leicht rasselt. Na toll. Fieber und Husten….und Lunge… das klingt aber schon SEEEEHR verdächtig.

Am Montag Morgen rufe ich den Hausarzt an und schildere die Lage. Der sieht die Sache ähnlich wie ich und will mich auf das Virus testen. Ich soll zur festgelegten Zeit klingeln und warten, bis ich in die Praxis geholt werde, damit ich keinen Kontakt mit anderen Patienten habe.

Gesagt getan. Ich klingle und werde in eines der Behandlungszimmer geschleust. Der Arzt ist vermummt und gut verpackt. Wir besprechen die Situation und er untersucht mich. Der Blutdruck passt, aber der Puls rast. Fieber habe ich noch immer. Alles sehr verdächtig. Einen möglichen Blaseninfekt können wir ausschließen – eigentlich fast schade.
Ob ich Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatte, will er wissen. Aber zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass einige Teilnehmer vom Spinntreffen mittlerweile positiv getestet wurden und krank sind.
Er nimmt mir Blut ab, um es untersuchen zu lassen, macht den Corona-Abstrich und entlässt mich mit ungutem Gefühl nach Hause. Ich soll abends nochmal anrufen und sagen, wie es mir geht, weil meine Werte ihm nicht gefallen. Bis dahin sind dann voraussichtlich auch die Blutwerte da und dann sieht man weiter…

Am Abend rufe ich beim Doc an. Es geht mir nicht besser. Das Fieber war gleichbleibend hoch, um die 39 Grad… die Paracetamol-Tablette am Nachmittag hat auch nicht wirklich viel gebracht irgendwie. Ich fühle mich elend. Das Telefonat bringt wenig erfreuliches. Die Blutwerte gefallen ihm auch nicht und ich soll lieber ins Krankenhaus gehen, um die Sache abklären zu lassen. Er erkundigt sich noch, welches Krankenhaus in der Gegend gerade die Anlaufstelle für Corona-Verdachtsfälle ist, während ich ein paar Klamotten, etwas zum Lesen, Häkelzeug und was man halt sonst so in 1-2 Wochen Krankenhaus vermutlich brauchen könnte, einpacke.

Mein Mann fährt mich ins Krankenhaus und setzt mich am Corona-Eingang ab. Er darf nicht mit rein.

Da bin ich also, in der Corona-Notaufnahme, abends gegen halb 8.
Eine Schwester – vielleicht ist es auch eine Ärztin, das kann ich nämlich mit der ganzen Vermummung nicht so recht erkennen- die eigentlich gerade einen schwer atmenden Patienten versorgt platziert mich freundlich auf einer Liege auf dem Gang. Sie will sich um mich kümmern, sobald sie halt kann. Ist ja kein Problem. Ich hab ja Zeit. Ich laufe nicht weg und der röchelnde Patient im Aufnahmezimmer braucht definitiv gerade dringender Hilfe, als ich.

Mir ist warm vom Fieber, aber auf dem Gang ist es kalt. Immer wieder geht die Eingangstür auf. Innerhalb einer halben Stunde werden drei oder vier weitere Patienten mit dem Krankenwagen eingeliefert. Sie sind alle in weit kritischerem Zustand als ich. Die Schwester /Ärztin entschuldigt sich nochmal, misst schon mal Fieber und hört mich kurz ab, ist ansonsten aber so eingespannt mit den Notfällen, dass sie und ihre Kollegin erst eine ganze Weile später Zeit für mich haben. Mittlerweile ist mir auf meiner Liege trotz Fieber kalt. Aber die Jacke hält ja noch warm. Wirklich spannend ist die Warterei natürlich nicht, aber hilft ja nichts. Die Zeit vergeht und ich habe Hunger. Abendessen hatte ich noch keines. Nach dem Telefonat mit dem Hausarzt sind wir gleich losgefahren. Ich werde aber sicher nicht verhungern. Notreserven habe ich im Speckgürtel ja noch reichlich.

Dann endlich sind alle Notfälle versorgt und ich komme an die Reihe. Es geht los…

Auch hier werde ich gefragt, ob ich Kontakt zu Infizierten hatte. Diesmal weiß ich mehr, und kann bereits eine Kontaktperson nennen. Eine meiner Freundinnen, mit der ich auf dem Treffen wirklich viel Zeit verbracht habe, hatte nachmittags geschrieben, dass sie jetzt seit einigen Tagen mit Fieber total flach lag und positiv auf Corona getestet wurde. Sie sollte nicht die letzte sein…

Als erstes werden die Abstriche gemacht Corona und Grippe… sicher ist sicher. Dass vormittags schon ein Test gemacht wurde, ist egal. Da verlässt man sich jetzt lieber auf die eigenen Ergebnisse.
Meine Lunge wird nochmal abgehört und die Geräusche deuten bereits auf eine mögliche Lungenentzündung hin… Na bravo!

Man legt mir einen Zugang, misst die Blutgaswerte, die Sauerstoffsättigung, den Blutdruck, den Puls und nach einer gefühlten Ewigkeit werde ich auf Station gebracht. Es ist Mitternacht, als ich endlich dort ankomme.

Ich richte mich häuslich ein und lege mich gleich wieder hin.

Vom Pfleger erbitte ich mir etwas zu Essen. Mir kracht der Magen… Tatsächlich organisiert er mir noch ein Tablett mit Essen und ich lasse es mir schmecken. Angekommen!


Da bin ich also. Krankenzimmer mit Aussicht auf den Hubschrauberlandeplatz. Aber wenigstens  bin ich alleine im Zimmer und habe meine Ruhe. Später erfahre ich, dass derzeit ALLE im Krankenhaus Einzelzimmer haben. Macht aber ja irgendwie auch Sinn. 

Als ich mit dem Essen fertig bin, kontrolliert der Pfleger nochmal meine Werte und hängt einen Tropf mit Paracetamol an. Die Nacht kann also beginnen. Ich teste noch ein wenig den Fernseher, streiche aber dann schnell die Segel und lege mich Schlafen.

2 thoughts on “2. Es geht los…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.