7. … ist verdammt anstrengend…

7. … ist verdammt anstrengend…

Damit hat der zweite Tag nach dem Koma offiziell begonnen. Die Frühschicht bekommt von der Nachtschicht die nötigen Informationen zu den einzelnen Patienten und es wird verteilt, wer sich um wen kümmert. 

Dann werden die Patienten nacheinander versorgt. Auch ich werde gewaschen, bzw feucht am ganzen Körper mit den desinfizierenden Einmalwaschlappen grundgereinigt. Brrr – Feuchtigkeit auf fiebriger Haut – KALT! Aber das hatten wir ja bereits gestern und es ist heute keinen Deut angenehmer!

Die Bettwäsche wird komplett gewechselt. Ich habe sie gestern und in der Nacht auch ordentlich durchgeschwitzt. Das Fieber ist nämlich noch immer nicht runter. So viel bewegt werden und versuchen zu helfen ist auch heute verdammt anstrengend. 

Zum Frühstück gibt es Brei, denn der Hals ist durch den Schlauch vom Intubieren ja noch gereizt. Wobei ich nicht sagen könnte, dass ich wirklich Schmerzen habe oder dergleichen. Ich merke nur, dass die Stimme nicht ganz so will, wie sie soll.

Zum Essen sitze ich auf dem Nachtstuhl, damit der Kreislauf mal wieder was zu tun kriegt.

Ich habe keinen Hunger und das Brei Löffeln ist echt anstrengend. Die Schwester hilft mir beim ein oder anderen Löffelchen. Aber eigentlich will ich das ja auch selber schaffen. Nach höchstens dem halben Schälchen, in dem eigentlich auch gar nicht viel drin ist, streiche ich die Seegel. Mehr geht nicht. Mein Magen hat ja auch die letzten 11 Tage nichts bekommen. Der ist also gar nicht mehr gewöhnt, dass er was tun muss.

Der Morgen plätschert so dahin. Als es etwas späterer Vormittag ist, nehme ich das Handy und rufe meine Eltern an, per Video-Call. Immerhin haben wir uns echt lange nicht gesehen, auch wenn ich einen Teil der Zeit verschlafen habe. Ich merke, dass sie sich echt freuen, ihr Töchterchen mehr oder weniger quicklebendig wieder zu sehen. Ich sehe zwar garantiert furchtbar aus, aber ich glaube, das ist ihnen im Moment ziemlich egal. Ich bin auch froh, sie zu sehen. Zwar ist das Handy echt verdammt schwer, wenn man es so vor sich hält, um im Blickwinkel der Kamera zu sein, aber das muss jetzt einfach mal sein. Lange halte ich sowieso nicht durch. Aber kurz ein wenig erzählen, hören, wie es daheim allen so geht, wer mich lieb grüßen lässt, dann brauche ich wieder eine Pause. Es tut echt gut, neben all den vermummten “Pinguinen” und “Aliens” mal wieder vertraute Gesichter zu sehen. 

Irgendwann kommt das Mittagessen. Zur Abwechslung gibt es Brei und Pudding. Ich bin echt froh, dass ich gerne Brei esse. Aber wirklich Hunger habe ich trotzdem nicht. Wen wunderts. Der Magen war die letzte Zeit ja recht unbeschäftigt. Da hatte er gut Zeit, sich mal wieder ein wenig zusammen zu ziehen. 

Der Tag plätschert – wie der Morgen – weiter so dahin. Immer wieder kommt jemand, um Infusionen nachzulegen, Blut abzunehmen – das geht am Arterienkatheter echt gut. Da brauchts keine Zusatzlöcher im Arm, was ich erfreut zur Kenntnis nehme.  

Irgendwie habe ich noch immer das Gefühl, dass vom Vortag noch Reste von der Galle im Linken Ohr stecken. Es klingt, wenn ich den Kopf drehe ein wenig so, wie nach dem Schwimmen, wenn man Wasser im Ohr hat. Mit einem Wattestäbchen, das mir eine Schwester netterweise reicht, versuche ich, das irgendwie zu beheben. Das ist gar nicht so einfach, wenn man eigentlich so schwach ist, dass man den Arm kaum heben kann, geschweige denn zielgerichtet damit im Ohr zu bohren. Ein wenig “was auch immer” hole ich erfolgreich aus dem Ohr. Aber wenn ich meinen Kopf ein Stück nach links drehe, fahre ich trotzdem irgendwie Karussell. Ob das mit dem Zugang an der Hals – Vene zu tun hat? Keine Ahnung! Aber dann schaue ich eben nicht so weit nach links die rechte Seite ist zum Schlafen eh besser. 

Leider tun mir die Schultern ziemlich weh. Warum, weiß ich anfangs nicht so genau – wohl von der Bauchlagerung während des Komas – , aber auf der Seite liegen ist definitiv nicht so angenehm, wie ich es gerne hätte. Allerdings ist die ganze Zeit auf dem Rücken liegen ja auch nicht gut. Die Schwestern versuchen schon immer wieder, mich davon zu überzeugen, dass ich mich drehe, damit ich mich nicht wund liege. Also drehe ich mich immer mal wieder nach rechts, auch wenn die Schulter weh tut und der Linke Fuß dann irgendwie immer wieder einschläft. Aber dem Rücken immer mal eine kurze Pause zu geben, schadet wohl nicht. 

Immer wieder ziehe ich mich an meinem “Galgen” nach oben, weil ich im Bett nach unten rutsche. Selber hoch robben klappt nämlich nicht. Das Hochziehen ist zwar auch echt anstrengend, aber so geht es zumindest immer mal ein Stück nach oben.

Meinen Blasen-Katheter bekomme ich im Laufe des Tages auch gezogen. Ab jetzt heißt es also entweder Bettpfanne oder Nachtstuhl. Da aufstehen noch viel zu langsam geht und eindeutig zu anstrengend ist, ist die Bettpfanne vorerst meine erste Wahl. Na das kann ja heiter werden! 

Nachdem der Katheter draußen ist, fragt mich die Schwester, ob ich eine Unterhose anziehen möchte. Ich überlege kurz und komme zu dem Schluss, dass das gerade absolut überflüssig wäre. Ich liege sowieso den ganzen Tag im Bett und habe die Decke drüber. Da wäre ein zusätzliches Kleidungsstück an sich schon nicht nötig, zumal ich sowieso die meiste Zeit vom Fieber schwitze. Außerdem wäre das ein Teil mehr, das ausgezogen werden will, wenn ich mal muss. 

NEIN! Ich brauche gerade definitiv keine Unterwäsche, nur die dicken Wollsocken, die sind goldwert! Denn auch, wenn der Rest meines Körpers recht konstant vor sich hin fiebert, habe ich beinahe Eisbeine. Was bin ich froh, dass ich die selbst gestrickten Socken eingepackt habe. So tauen meine Füße nach und nach wenigstens auf.

Im Laufe des Tages lasse mir wieder einen Wlan Zugang für mein Handy geben. Mein alter Zugang ist nämlich abgelaufen, was ich auch erst nach viel herum Probieren und Scheitern feststelle. Mit Hilfe des Pflegepersonals wird das Zugangsproblem aber dann beseitigt und da mein Zimmerchen quasi direkt unter dem WLan-Router liegt, habe ich einen astreinen Empfang. Den will ich natürlich auch nutzen. Meine Eltern dürfen ihre Tochter nun häufiger sehen, Whatsapp machts möglich! Ich sehe zwar sicher wieder grauenhaft aus, aber ich glaube, das ist ihnen auch jetzt noch immer schnurzegal. Es ist wieder verdammt anstrengend, das Telefon richtig zu halten, aber sie zu sehen und zu hören, tut auch mir gut. Insgesamt telefoniere ich heute schon relativ viel. Mein Mann erzählt mir am Telefon, dass die Ärzte ihm gesagt haben, dass er mich durchaus am Telefon fordern darf. Schließlich ist das ein gutes Training für die Lunge. Umso besser, dass ich so eine Quasselstrippe bin. Auch wenn ich noch nicht ansatzweise mein altes Stimmvolumen habe. Eine Kollegin, mit der ich irgendwann an diesem Tag telefoniere, ist dennoch begeistert, dass ich ja schon wieder klinge, wie eh und je.

Im Laufe des Tages und der Nacht bekomme ich auch zunehmend mehr mit, was so um mich herum geschieht. Irgendwo nebenan liegt jemand, der wohl auch beatmet wird, so wie das bei mir der Fall war. In einem anderen Zimmerchen will ein Herr nicht auf den Nachtstuhl gehen, wenn eine Schwester hilft. Da nutzt er lieber die Bettflasche. Er geht nur mit einem Pfleger auf den Nachtstuhl – blöd nur, dass da gerade keiner Dienst hat. 

Auch, dass es mit dem einen oder anderen Patienten zu Ende geht, bekomme ich mit. Ich weiß zwar nicht, woran sie jeweils gestorben sind. Aber es ist schon traurig, denn sie waren alle mehr oder weniger alleine. Da bin ich umso dankbarer, dass es für mich noch nicht an der Zeit ist.

Ich nutze die viele Zeit, die ich ja grade so habe, um immer wieder Nachrichten zu schreiben. Es gibt ja so viele zu beantworten und so vergeht wenigstens die ein oder andere Stunde. Ein paar Nachrichten beantworten, Ausruhen, ein paar Nachrichten beantworten,…

Aber noch immer fühle ich mich unendlich schwach und ausgelaugt. Ich hätte echt nicht gedacht, dass man sich so schwach und KO fühlen kann, obwohl man den ganzen Tag quasi nichts getan hat.

Am frühen Abend bringt die für mich zuständige Schwester eine große, in goldpapier eingepackte Kiste in mein Zimmerchen. Das Paket hat jemand für mich abgegeben. Wer das wohl war? Neugierig bin ich schon und ich würde es ja gerne auspacken, aber dafür reicht die Kraft nicht einmal ansatzweise. Außen auf der Kiste steht unter anderem “Genug schäfchen gezählt”. Ja das ist nach elf Tagen eindeutig wahr.

Netterweise nimmt sich die Schwester Zeit, um das Paket für mich auszupacken. 

– Ein selbst genähter Leseknochen…. “na den lassen wir am besten erstmal in der Kiste, oder? damit er hier nicht eingesaut wird”…. Ich habe eine Ahnung, wer den genäht haben könnte. Er sieht jedenfalls toll aus….mit Schäfchen und Blumen drauf. Einfach super!

– ein dünner Ordner mit …”ist wohl von ihren Kollegen, na aber das müssen sie sich selber ansehen, wenn sie mal sitzen… ach das ist ja schön!” – um hier mal sinngemäß die Schwester zu zitieren – Damit kann ich jetzt gerade erstmal nicht viel anfangen, aber es bestätigt meine Vermutung, woher der Leseknochen kommen könnte.

– Eine ganze Ladung Müsliriegel…. “na sowas, aber die können Sie jetzt aber ja noch gar nicht essen”… Stimmt, kann ich nicht, aber den Wink mit dem Zaunpfahl, habe ich trotzdem verstanden: 

In der Schule bin ich bekannt dafür, dass ich IMMER eine Ladung Müsliriegel verschiedenster Geschmacksrichtungen in meinem Fach im Lehrerzimmer bunkere und jede Kollegin weiß, dass man bei mir, wenn der Hunger zuschlägt, jederzeit einen Riegel bekommt. Ich bin sozusagen die wandelnde Notration fürs Kollegium. Und jetzt haben sie den Spieß umgedreht und versorgen einfach mal mich. Ich hab schon tolle Kollegen!!

– zwei bemalte Ostereier …. “Ach die häng ich doch gleich hier an ihren Galgen, dann haben sie was davon und sehen sie.” Juhu… jetzt hab ich doch noch ein wenig Ostern, wenn ich es schon verpennt habe.

Ich bin total begeistert von meinem Paket. Auch wenn ich noch gar nicht weiß, was in dem Ordner genau drin ist. Aber dass überhaupt ein Paket für mich gekommen ist, und dann noch mit so tollen Sachen. Einfach gigantisch!!! Auch wenn bereits das Zuschauen beim Auspacken echt anstrengend ist.

“Eigentlich müsste man da jetzt ein Foto machen, wo ich die ganzen Sachen halte, damit die Kolleginnen wissen, dass es auch angekommen ist”, sage ich zur Schwester und die stimmt mir zu. “Wissen Sie was, ich wasche ihnen nachher die Haare. Das wollten wir ja sowieso die Tage mal wieder machen. Dann flechte ich Ihnen die Haare ein. Sowas mache ich gerne und außerdem ist das eh viel praktischer, wenn sie den ganzen Tag hier liegen. Dann sind die Haare verräumt und wir haben die nächsten Tage keine Probleme damit.”

Wenn ich nicht so schlapp und müde wäre, würde ich der Schwester jetzt am liebsten um den Hals fallen wollen. Allerdings bezweifle ich durchaus, dass sie gerade eine Umarmung von mir mögen würde. Immerhin bin ich noch immer nicht sicher negativ getestet. Das Ergebnis vom Zweiten Test, der wohl gemacht wurde, als ich noch geschlafen habe, steht noch aus, trudelt aber später noch ein – negativ…Hurra! 

Einige Zeit später setzen wir den Plan in die Tat um. Mein Part klingt da ja sehr leicht. Ich stehe mit Hilfe der Schwester wackelig auf, plumpse auf den Nachtstuhl und lege den Kopf nach hinten, während die Schwester mit Handtüchern, Waschschüssel, meiner Shampoo-Seife und Wasser bewaffnet anrückt, um meine Haare zu waschen.

Man möchte es nicht glauben, aber da sitzen, den Kopf nach hinten legen und dabei reden ist echt anstrengend. Am liebsten würde ich jetzt wieder im Bett liegen. Aber ich will ja auch das Foto für die Kolleginnen machen und wie heißt es so treffend: Wer schön sein will, muss leiden! – Und das tue ich in dem Moment wirklich. Es ist so unglaublich anstrengend, den Kopf nach hinten zu halten, da zu sitzen und überhaupt, einfach ALLES!!!

Mit dem Waschen ist es ja leider nicht getan. Fönen und dann frisieren und flechten stehen ja auch noch aus. Als die Schwester endlich fertig ist, bin ich heilfroh. Die frisch gewaschenen Haare fühlen sich echt gut an, aber die ganze Prozedur war, wie so ziemlich alles seit ich aufgewacht bin, unsagbar anstrengend und ich musste zwischendurch echt die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu sagen “Können wir schluss machen, ich kann nicht mehr!” Aber nun sehe ich schick aus. Glaube ich jedenfalls. Zum Beweis macht die Schwester mit meinem Handy ein Foto von meinem Kopf von allen Seiten, damit ich auch sehen kann, was sie da für eine tolle Frisur gezaubert hat. Ich habe rechts und links jeweils einen am Kopf entlang geflochtenen Zopf und am Ende laufen beide an der rechten Seite zusammen. Ja, an der Seite und nicht in der Mitte, damit es beim Schlafen nicht drückt. Da macht sie mir die tolle Frisur und denkt dabei sogar noch darüber nach, wie es am praktischsten ist. 

Ich bin begeistert, von dieser Schwester und von der Frisur. Eigentlich fehlt nur noch das Dirndl, dann könnte ich aufs Oktoberfest gehen…Wenn ich nicht so elendig schwach wäre. 

Die freundliche Schwester drapiert alle Geschenke auf meinem Schoß und macht dann ein Foto von mir. Ich sehe – abgesehen von der wirklich schicken Frisur- echt scheiße aus. Aber so ein OP-Hemdchen ist jetzt modisch ja auch nicht der letzte Schrei und wenn man krank ist, sieht man nunmal oft nicht ganz so gut aus. Die Kabel und Schläuche runden das Gesamtbild jetzt auch nicht unbedingt positiv ab.

Ich bedanke mich herzlich bei der Schwester. Die ganze Aktion war zwar wirklich ein gefühlter Marathon, aber immerhin habe ich jetzt eine tolle Frisur und ein Foto für die Kolleginnen, denen ich auch sofort das Bild, liebe Grüße und ein dickes Dankeschön schicke.
Auch meine Familie bekommt das Bild und wenig später einen telefonischen Bericht über die Ereignisse. Auch wenn ich bisher nur einen Teil des Geschenkes gesehen habe und das innere des Ordners noch ein Geheimnis ist, dass ich vielleicht dann am nächsten Tag lüften werde, freue ich mich total. Ich weiß ja, dass ich meine Kolleginnen echt klasse sind, aber dass sie so an mich denken….. einfach schön.

Nach einer Ruhepause beantworte ich wieder ein paar der älteren Nachrichten. Hier fragt jemand, was los ist, weil man mich nicht mehr online sieht, dort fragt jemand, ob es mir besser geht und dann, was los ist, weil ich nicht antworte…. Naja… während des Komas ging das so schlecht irgendwie… Jetzt erkläre ich eben kurz …sehr, sehr kurz, was los ist, was letztlich nicht unbedingt dazu führt, dass die Nachrichten weniger werden, weil meistens ziemlich postwendend die recht entsetzte Antwort kommt. “WAS? So schlimm?… Gottseidank lebst Du noch…. wie gehts dir denn?… ”

Der frühe Abend kommt, der Schlaf leider wieder nicht. Eine Schwester schaltet mir den Fernseher an und gibt mir einen Kopfhörer, damit ich auch höre, was passiert. Vielleicht beruhigt mich das ja ein wenig. Mein Puls ist noch immer viel zu hoch und wirklich erholsam schlafen ist echt im Moment ein Fremdwort. Sicher bin ich den Tag über immer wieder eingenickt. Aber das ist nicht zu vergleichen mit einer ordentlichen Mütze voll Schlaf.

Auch an diesem Abend jammere ich wieder, dass ich nicht schlafen kann. Diesmal bekomme ich eine Schlaftablette. Wenn das die gleichen sind, die ich auf Station bekommen habe, dann wird die einen ähnlichen Effekt wie Smarties haben, nur dass die wenigstens bunt sind und nach Schokolade schmecken. Aber was solls. Ich schlucke sie und wenig später merke ich auch wieder, dass der Kopf schwurbelig wird… meine Dröhnung habe ich also offensichtlich bekommen, aber einschlafen kann ich trotzdem nicht.

Ich höre wie sich ein Pfleger und eine Schwester unterhalten “Morphine und eine Schlaftablette? Ist das nicht ein bisserl viel? –  Naja, der Arzt hats so aufgeschrieben und die Tablette hat sie grade schon geschluckt. – Joa, mei ist jetzt halt so. Sie hat ja auch viel durchgemacht! gönnen wir ihr den Trip” 

Schön wärs, wenns richtig wirken würde. Aber außer, dass der Kopf ein wenig schwurbeliger und schwammiger ist, als tagsüber, ist nicht viel anders. 

Ich habe wieder ein Tuch erbeten, um mir die Augen zuzudecken. Gegen das elendige Spaßprogramm hilft das natürlich wieder nicht, das habe ich ja gestern schon festgestellt. Aber zumindest das Licht von draußen am Gang stört so etwas weniger. 

Immer wieder sehe ich, dass der Zeiger der Uhr ein paar Minuten weiter wandert. 

Wenn ich doch nur schlafen könnte, aber die Zeit vergeht seeeeehr langsam. Ich höre wieder, wie das Pflegepersonal sich draußen unterhält. “…und? Schläft sie schon? – Ne, als ich gerade geschaut habe, hatte sie die Augen noch offen!”  

Ich sag doch, dass ich nicht schlafen kann. Aber der Pfleger wollte das heute morgen ja nicht glauben. Irgendwann klingelt mal wieder meine Blase. Ist ja auch kein Wunder. Immerhin laufen noch immer munter Infusionen in mich rein und ich trinke jetzt ja zusätzlich auch noch reichlich Tee. Um diese nachtschlafende Zeit will ich natürlich nicht aufstehen, also ist es mal wieder an der Zeit in die Bettpfanne…. naja… auch das geht, wenn es muss.

Wenig später höre ich draußen wieder leises Reden. “Jetzt schläft sie aber, oder? – Nein, die ist wirklich wach. Sie hat grade nach einer Bettpfanne verlangt”

SAG ICH DOCH!!! ICH KANN NICHT SCHLAFEN….jedenfalls nicht so richtig.. Irgendwann schlummere ich dann doch mal ein. Ich bin dabei, wie an dem High-Tech-Gedöns weiter entwickelt wird, das mein Gehirn beschäftigt hält. Sehe das alles in Farbe und bunt, wie daran weitergearbeitet wird, die Projektionstechnik zu verbessern, und die Spiele und überhaupt. Wie schon des öfteren stelle ich wieder fest, dass ich noch immer zu blöd bin, mich in die Spiele einzuklinken. Diesmal ist ein anderes Spiel geschaltet. Aber ich kann wieder nur zuschauen, weil ich es nicht schaffe, mich ins Spiel einzuloggen. Dann schaue ich wieder auf die Uhr. Viel Zeit ist nicht vergangen. Ich liege immer noch wach, oder wieder. Wer weiß das schon so genau? Irgendwann schlummere ich noch einmal ein.

Dann ist auch schon wieder der frühmorgendliche Kontrollrundgang und ich bin wieder wach. Diesmal glaubt man mir zumindest, dass ich nicht gut geschlafen habe….trotz Morphinen.

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